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Vergewaltigung im Krieg

In dem Krieg in Bosnien und Herzegowina waren die Kriegsverbrechen, wie Vergewaltigung und andere Arten von sexueller Gewalt, nicht nur zum Zwecke der Verletzung, der Demoralisierung und Zerstörung der direkten Opfer, sondern auch ihrer Familien und ihrer Gemeinschaft verübt worden.


Laut dem Bericht der Expertenkommission der Vereinigten Nationen (1993), Amnesty International (1993, 2009), des Ministeriums für Menschenrechte und Flüchtlinge (2012) usw., gehörte die größte Zahl der Opfer von Vergewaltigung und anderer Formen sexueller Gewalt der bosnisch-muslimischen Population, in erster Linie waren es die Frauen und Mädchen (Schätzungen schwanken von 20.000 bis 50.000, darunter Frauen und Männer)..


In der patriarchalen Kultur, die bei uns herrscht, betrachtet man die Vergewaltigung als „Schande“, „Verlust der Ehre“ und „Demütigung“, weswegen die Opfer nicht gerne über diese Erfahrung sprechen, so dass wir die genaue Zahl derer die vergewaltigt/sexuell belästigt/gedemütigt worden sind wahrscheinlich nie wissen werden.


Die Frauen wurden auf den Straßen vergewaltigt, in ihren Häusern und/oder vor den Familienmitgliedern und Nachbarn, von sowohl bekannten wie auch unbekannten Tätern. Dabei erzählten diese Frauen von den Entführungen der Väter, Brüder, Ehemänner, Kinder, von der Vergewaltigungen und Ermordungen anderer Personen. Neben dieser Verbrechen gab es oft auch andere Arten der traumatischen Erfahrungen wie: Vertreibung, Verlust der Wohnung, Hunger, Einschüchterung, das Stellen vor ein Erschießungskommando, Lageraufenthalt und andere Formen der körperlichen, geistigen und sexuellen Folter.


Vergewaltigung im Krieg als eines der größten Traumata für die Frau, führt zu schweren Folgen für die körperliche und geistige Gesundheit und verlangt eine längere Erholungszeit. Die Reaktionen der überlebenden Vergewaltigungsopfer sind komplex, für jede Person einzigartig und hängen stark von der Reaktionen der Gesellschaft und sozialer Unterstützung. Auch heute noch gibt es eine große Anzahl von Beschwerden wegen sozialer Ausgrenzung aufgrund der bestehenden Stigmatisierung in der Gesellschaft, was bedeutet dass wir als Opfer noch nicht erkannt und anerkannt sind. Aufgrund des Fehlens einer systematischen und strukturierten Unterstützung der breiten Öffentlichkeit auch 20 Jahre nach den Verbrechen die gegen uns begangen worden sind, besteht noch immer ein ständiger Bedarf an psychologischen, medizinischen, sozio-ökonomischen und rechtlichen Hilfe.

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